Rudolf Behrend, Triptychon Harlekin, um 1964, Öl auf Lwd
Zur Fortbildung seines künstlerischen Ausdrucks belegte Behrend ab
1920
Kurse an der Kunstgewerbeschule in Kiel, der späteren Muthesius-
Kunsthochschule, bei den Professoren Franz Georg Zimmermann, Julius
Vogel
und Werner Lange, der Akt und Naturstudium unterrichtete. Auch von
Heinrich Blunck, der seit 1923 in Altheikendorf ansässig war, erwarb sich
Behrend weiterführende Kenntnisse besonders in der Landschafts- und
Stillleben Malerei. Auf einer Ausstellung im dortigen Hotel Friedrichshöh
lernte Behrend den in Straßburg ausgebildeten Kunsthändler Peter Hattesen
kennen, der ihm ein guter Freund und treuer Förderer seiner Kunst wurde. In
dessen Flensburger Kunsthandlung konnte Behrend viele Vertreter der
Moderne am Original studieren und persönliche Kontakte knüpfen. Eine enge
Freundschaft verband ihn seit den späten 1920er Jahren beispielsweise mit
dem norddeutschen Expressionisten Karl Peter Röhl. Guten Kontakt hielt
Behrend auch zu Heinrich Steinhagen und dem Leipziger Künstler Max
Schwimmer. Weitere lebenslange freundschaftliche Verbindungen ent-
wickelten sich Anfang der 1930er Jahre mit zwei Kieler Studenten, die in
Altheikendorf wohnten: dem späteren Kunsthistoriker und Archivar in
Worpswede Hans-Hermann Rief und Horst Goerges, der als Operndramaturg
in Kiel seine Berufslaufbahn begann, die ihn weiter nach Hamburg, Berlin und
München führte.
Zusammen mit den Künstlerkollegen Karl Peter Röhl, Hans Rickers und
Werner Lange schloss sich Behrend 1952 zur Kieler Künstlervereinigung
„Neue Gruppe“ zusammen. Diese Ausstellungsgemeinschaft präsentierte sich
in Schleswig und Kiel. Danach wurde es still um sie. Ein weiterer Versuch,
durch Gruppenbildung in der Kunstszene mehr Aufmerksamkeit zu erzielen,
erfolgte 1964. Zusammen mit Hans Rickers, G. Fritz Hensel, Hannes
Schultze-Froitzheim und Fritz Neuser gründete Behrend die Gruppe NO
(Nordsee-Ostsee).
Rudolf Behrend hat ein stilistisch abwechslungsreiches und spannendes
Werk hinterlassen; er ist seinen künstlerischen Weg ganz ruhig und eigen-
willig gegangen. Abgesehen von der Ölmalerei, in der er sich mit den Stilen
seiner Zeit auseinandersetzte und sie für sich weiter entwickelte, schuf er ein
umfangreiches zeichnerisches Œuvre und beschäftigte sich auch experimen-
tell mit den verschiedenen grafischen Techniken; Holzschnitt und Monotypie.
Zu der Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der sich
neben dem Lebensweg mit den Selbstbildnissen Rudolf Behrends, seinen
Kriegsdarstellungen, dem grafischen Schaffen sowie der interessanten
Werkgruppe der Triptychen befasst. Erstmals eingehende Betrachtung
finden seine Illustrationen zu Gerhart Hauptmanns Hexameter-Epos Till
Eulenspiegel. Die Verbindungen des Künstlers zur Flensburger Kunsthand-
lung Hattesen und seine Beteiligungen in verschiedenen Künstlervereini-
gungen werden ebenfalls genauer beleuchtet.