Alles auf Papier
gedruckt, geklebt, gezeichnet und gemalt
Die Ausstellung gewährt einen reichhaltigen Einblick in die grafische Sammlung des Künstlermuseums Heikendorf. Entdecken Sie selten gezeigte Schätze auf Papier von Künstlern der Künstlerkolonie Heikendorf. Erfreuen Sie sich beispielsweise an den Goldfischen und den kleinen farbigen Zeichnungen aus den Jahren um 1916, in denen Heinrich Blunck mehrfach Gent besuchte und das lebendige Nachtleben und Treiben in den Cafés mit Kreiden festhielt.
Knapp 60 Jahre später interessierte sich Jeane Flieser ebenfalls für dieses Sujet, das sie mit Tusche zeichnete oder im Tiefdruck bearbeitete. Die Großstadt Berlin bot ihr dafür reichlich Motive.
Oder schauen Sie Georg Burmester direkt in die Augen und fühlen seinem Zahnschmerz nach. Neben dieser eindrucksvollen Bleistift-zeichnung – den Linien, der Schraffur und Struktur, dem Hell und Dunkel – werden von ihm stimmungsvolle Lithografien mit Motiven vom Mölten-orter Hafen und farbenreiche Blätter, die er mit Pastellkreiden malte, präsentiert.
Vielfältig figürlich gibt sich Werner Lange. Neben den drei dicken Fischern beschäftigte ihn auch mehrfach die Frauenfigur mit Kind. Einer dieser aquarellierten kleinen Entwürfe scheint eine Studie für ein Glasfenster zu sein.
Mit Aquarell und Tusche arbeitete auch Rudolf Behrend gern. Seine vielfältigen Pferdestudien machen deutlich, wie sehr der Künstler diesen Tieren verbunden war und wie genau er beobachtete.
Tiere und Menschen finden sich dagegen eher selten in den meisterlichen Farbholzschnitten von Oscar Droege, der die verschiedensten Landschaftsstriche im Jahresverlauf sehr atmosphärisch festzuhalten verstand.
Gezeigt werden auch Blätter aus größeren Konvoluten, die als Schenkung ihren Weg nach Heikendorf gefunden haben. 2012 erhielt das Künstlermuseum dankenswerterweise den künstlerischen Nachlass von Matthias Lindner (1895–1987), der nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in Probsteierhagen unterkam. Intensive Porträtstudien von Frau und Kindern, mit Rötel zu Papier gebracht, beeindrucken ebenso wie die präzisen offenen Wiedergaben der alten Kirchen und kleinen Katen der Probstei.
32 sehr schöne Westküstenmotive aus verschiedenen Zyklen von Gerhard Hermanns (1935–2015) wurden unserem Haus 2018 freundlicherweise von seiner Witwe geschenkt. Hermanns bevorzugtes Medium war der Farbholzschnitt. Ebenso wie Oscar Droege druckte der Dithmarscher seine Holzschnitte von Hand. Er entwickelte eine eigen-ständige Bildsprache, wobei er – anders als Droege – die Maserungen der Hölzer einbezog.
In diffizil angewandten Strichkombinationen vermochte der Künstler Regen, Dunstschleier oder vergehendes Sonnenlicht einzufangen. Dabei entfernte er sich im Laufe seines Lebens zunehmend von der gesehenen Wirklichkeit und suchte einen künstlerischen Ausdruck für abstrakte Inhalte.
Aus dem künstlerischen Nachlass von Ulrich Behl (1939–2021), der an das Kunstmuseum Bayreuth gegangen ist, bekam das Museum glücklicherweise rund 20 grafische
Arbeiten und einige Objekte. Als ein Vertreter der Konkreten Kunst in Schleswig-Holstein befasste sich Behl ausgiebig mit dem Phänomen Licht. 1967 zeichnete und radierte er Meeres- und Landschaftsstudien. Die ausgestellten Studien sind der Ausgangspunkt für seine seriellen Strukturen und modularen Ordnungen und ein wichtiger Schritt hin zum Ungegenständlichen und Geometrischen.
Weitere Künstlerinnen und Künstler warten auf Ihren Besuch. Lassen Sie sich überraschen. So wie die Musik ihre Töne und Zeichen, die Sprache ihre Laute und Schriften hat, so hat auch das Bild seine Gestaltungs- und Formelemente.
Entdecken Sie, was sich mit Punkt, Linie, Fläche, Format und Farbe auf Papier alles machen lässt.
Ausstellungsdauer: 2. Dezember 2023
bis 25. Februar 2024
Vernissage: Samstag, 2. Dezember, 15 Uhr
(1 Euro Unkostenbeitrag)