Helge Riecken (1963 – 2014)
In diesem Sommer jährt sich der fünfte Todestag des Heikendorfer
Künst-
lers und Architekten Helge Riecken. Zu diesem Anlass
präsentiert das
Künstlermuseum Heikendorf seine Werke. 1963 in Kiel geboren, zog er mit
seinen Eltern Hans-Georg und
Jutta Riecken sowie seinen drei eschwistern
nach Heikendorf.
Bereits im Alter von 17 Jahren begleitete er seine Mutter
jeden
Freitag in das Kieler Atelier der Künstlerin Renate Prinz. Jahrzehnte-
lang tauchte er dort, nach dem Öffnen der großen Pforte
in den Hinterhof,
in die Stille und Leidenschaft der Malerei ein.
Anfangs orientierte er sich an
seiner Lehrerin Frau Prinz, die ihn in die „Schule von Paris“ einwies und
entwickelte mit der Zeit seinen eigenen Stil.
Dabei half ihm das Studium der Innenarchitektur an der
Fachhochschule
für Kunst und Design Hannover sowie des
Hochbaus an der Muthesius-
Kunst-Hochschule Kiel. Seine klare
Handschrift als Architekt spiegelt sich
in
seinen Bildern wider
Ebenso findet man das künstlerische Spiel von
Farbakzenten und
Proportionen in seinen Bauwerken. Der Architekt lässt
sich in seinem
Wirken nicht vom Künstler trennen und umgekehrt.
Viele Jahre war die gegenständliche Malerei, in der Bekanntes und
Unscheinbares in lebensbejahender Farbigkeit erschien, prägend.
Mit
wenigen Pinselstrichen brachte er Wesentliches
auf die
Leinwand.
Die
Bilder entstanden mit Liebe zum Mischen von
Farben, durch Wechsel von
Hell und Dunkel sowie seine Fähigkeit,
unterschiedlichste Motive aus
einem neuen Blickwinkel zu
betrachten. Mit klassischer Musik und einer
bunten Palette zog er
sich zu Hause in sein Atelier ins Dachgeschoß zu-
rück und tauchte für
Stunden ab. Künstler wie Friedel Anderson und Lyonel
Feininger
inspirierten ihn. In Seminaren der Malerin Larissa Strunova-
Lübke
griff er die Aktmalerei wieder auf, die er bereits an der Hochschule
in
Hannover praktiziert hatte.
Später suchte er die Veränderung, die Abkehr vom Gegenständlichen.
Immer abstrakter wurden seine Arbeiten. Sein
Drang zu
experimentieren,
führte ihn 2012 zur Internationalen
Sommerakademie für Bildende Kunst
nach Dresden, in der er seiner
Schaffenskraft eine neue Richtung gab.
Seine letzten Werke geben
Zeugnis dieser Phase.
Die schleswig-holsteinische Landschaft, Fischerboote im Möl-tenorter
Hafen, Werftkräne und Stillleben waren seine Motive. Urlaubsimpressionen
aus Cuba, Venedig, Amsterdam und Spanien inspirierten ihn, zu Leinwand
und Pinsel zu greifen. Auf Reisen und Exkursionen durfte sein Aquarell-
kasten nicht fehlen, um vor Ort die Besonderheiten des Augenblicks
einzufangen.
Jahrelang betrieb er als selbstständiger Architekt zunächst in Heikendorf
und später in Kiel sein Büro. Viele Einfamilienhäuser, neugestaltete Altbau-
wohnungen, Arztpraxen und Apotheken erhielten durch ihn ein modernes
Erscheinungsbild. Durch den geschulten Umgang mit Holz, den er in seiner
Tischlerlehre erwarb, entwarf er für seine Bauvorhaben Möbel in klarem
und praktischem Design. An vielen Stellen Schleswig-Holsteins und insbe-
sondere in Heikendorf hinterlässt er seine Spuren.
Im Verlauf seiner Krebserkrankung gab
er 2014 sein Architek-turbüro
auf. Er hatte den Traum, sich ganz der Kreativität zu widmen und seiner
Schaffenskraft Freiraum zu geben. Nur sehr wenige Wochen blieben ihm,
diesem Traum nachzugehen. Auf dem Sterbebett vollendete er ein Portrait
seiner Tochter Beke.