karl peter röhl
facetten eines bauhaus-künstlers in kiel
Karl Peter Röhl (Kiel 1890–1975 Kiel) gehört zu den bedeutenden
Studierenden, die entscheidend am Aufbau des Staatlichen Bauhauses
in Weimar 1919 bis 1925 beteiligt waren. Davon zeugt nicht nur sein
berühmtes Bauhaus-Signet „Sternenmännchen“, sondern auch der
richtungsweisende De Stijl-Kurs Theo van Doesburgs, der 1922 im
Weimarer Atelier von Röhl abgehalten wurde. Nicht zuletzt waren es
seine kraftvollen, gegenstandslos-abstrakten Gemälde und Grafiken
1919-21, seine Kosmischen Visionen, die das frühe Bauhaus inspirierten
und künstlerisch prägten, abgelöst durch strenge De Stijl-Kompositionen.
Röhls künstlerisches Talent wurde früh entdeckt und gefördert, bei der
Lehre zum Dekorationsmaler in Kiel 1906-09 und dem gleichzeitigen
Besuch von Abendkursen an der Städtischen Handwerkerschule bis hin
zu einem Stipendium an der Unterrichtsanstalt des 1910/11. Kurz danach entstanden zahlreiche
Ölgemälde, kleinformatige Skizzen mit holsteinischen Landschaften, die
ihn thematisch auch während der ersten Studienjahre an der
Großherzoglichen Hochschule für bildende Kunst in Weimar begleiten
sollten.
Eine biografische und künstlerische Zäsur bildete auch bei Röhl der
Erste Weltkrieg und die Gründung der Weimarer Republik. Kurz nach
dem Kieler Matrosenaufstand kehrte er von der französischen Front in
seine Heimatstadt zurück und gründete mit seinen Künstlerfreunden
Werner Lange und Peter Drömmer die Expressionistische Arbeitsgemeinschaft Kiel. Sein wiederentdecktes Hauptwerk Kosmische
Komposition III von 1920 zeigt deutlich wirbelnde Schiffsschrauben als
Hauptmotiv.
Nach seiner Zeit als Leiter der Vorklasse an der Städel-Kunstschule in
Frankfurt a. M. 1926-42 und anschließendem Kriegsdienst kehrte Röhl
nach Kiel zurück. Er engagierte sich beim kulturellen Neubeginn und
Wiederaufbau der Stadt und wurde dabei vom Oberbürgermeister Andreas
Gayk eingebunden. Den Höhepunkt bildeten die beiden
Glasfensterensembles in der Feierhalle des Nordfriedhofs und des
Krematoriums Eichhof 1950-51.
Zusammen mit Rudolf Behrend, Hans Rickers und Werner Lange schloss
Röhl sich 1952 zur Kieler Künstlervereinigung „Neue Gruppe“ zusammen.
Darüber hinaus brachte er seine pädagogischen Erfahrungen als
Kunstlehrer 1952-55 an der neu erbauten Goetheschule in Kiel und seit
1949 als Aktivposten im Kinder-Kunst-Kreis seiner Tochter Marinaua
(Tante Micky) ein: praktizierte Bauhaus-Pädagogik für Vorschulkinder in
Kiel bis 1975!
Unser besonderer Dank gilt der Galerie Gmurzynska/Zürich, die zahlreiche
Werke aus dem Nachlass Röhls zur Verfügung stellt, ebenso wie der
Stadtgalerie Kiel und den privaten Leihgebern aus Kiel und Weimar.
Diese Exposition soll eine umfassende Röhl-Retrospektive in Kiel zu seinem
50. Todestag 2025 anregen und Impulse für die weitere Erforschung seines
Wirkens in Kiel vermitteln.
Ein Katalog zur Ausstellung ist für 9,90 Euro im Museumsshop erhältlich.
Die Glasfensterensembles in der Kapelle des Nordfriedhofs
(Westring 481,
24118 Kiel) sind bei freiem Eintritt zu besichtigen:
Donnerstag 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr
Hier finden Sie die Termine unserer Veranstaltungen und Führungen.
Wir bedanken uns für die Unterstützung dieser Ausstellung!
Bildrechte © Karl Peter Röhl: Gräfin von Vitzthum
Fotos: M. Siebenbrodt, S. Ehlert, Galerie Gmurzynska