Hans am Ende aus Worpswede
Kostbarkeiten seiner Radierkunst
Dauer der Ausstellung: 28. Februar bis 24. Mai 2015
Im Jahr 1889 ließ sich Hans am Ende in Worpswede nieder. Der Sohn eines Divisions-
pfarrers, am 31. Dezember 1864 in Trier geboren, verbrachte seine Jugend in der Nähe
von Naumburg und besuchte das berühmte Internat in Schulpforta. Schon früh zeigte
sich seine künstlerische Begabung. Durch die Fürsprache eines älteren Freundes der
Familie durfte Hans am Ende an der Kunstakademie in München studieren. Sein Lehrer
wurde dort der Maler und Illustrator Wilhelm von Diez. An der Kunstakademie traf Hans
am Ende auch Fritz Mackensen, mit dem ihn durch gemeinsame Militärzeit eine enge
Freundschaft verband. Bevor Mackensen seinen Freund zu einem Umzug nach
Worpswede ermuntern konnte, studierte Hans am Ende noch eine Zeitlang an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Ferdinand Keller.
Mackensen war 1884 erstmals auf Einladung der Familie Stolte nach Worpswede
gereist. Auch 1886 und 1887 verbrachte der junge Künstler seine Semesterferien im
Teufelsmoor. Seine Begeisterung für die dort vorgefundene malerische Landschaft mit
ihren zahlreichen Wasserläufen, den kleinen strohgedeckten Moorhütten und den
charakteristischen Birkenalleen übertrug sich auf seine Studienkollegen Otto Moder-
sohn (1865-1943) und Hans am Ende (1864-1918), die ihn im Sommer 1889 nach
Worpswede begleiteten. Alle drei, dazu noch zwei weitere Studienfreunde, die gebür-
tigen Bremer Fritz Overbeck (1869-1909) und Heinrich Vogeler (1872-1942), wurden
im Verlauf der nächsten Jahre in Worpswede ansässig und bildeten damit die Urzelle
der Künstlerkolonie Worpswede. Ihr Credo lautete Die Natur ist unsere Lehrerin und
danach müssen wir handeln. Ihnen galt der Akademiebetrieb als seelenlos und unna-
türlich. Sie wollten statt in der Großstadt (…) im Einklang mit der Natur leben und die
bäuerliche Welt zum Gegenstand ihrer Malerei machen.
Hans am Ende baute sein Wohn- und Atelierhaus, den Buchenhof, 1895 neben
Heinrich Vogelers Barkenhoff. Der Künstler heiratete später Magda Willatzen, die
Tochter eines Bremer Gymnasial-Lehrers. Ihre glückliche Ehe blieb leider kinderlos.
Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs meldete sich Hans am Ende freiwillig zum Militär.
Im letzten Kriegsjahr wurde er bei Messines in Belgien so schwer verwundet, dass er an
den Folgen am 9. Juli 1918 in Stettin starb. Seine Beisetzung fand in Bremen statt. Nach
1945 wurde sein Grabstein nach Worpswede gebracht und neben dem seiner Frau
aufgestellt.
Besonders hervorgetreten ist Hans am Ende als Radierer. Er hat in seiner verhältnis-
mäßig kurzen Schaffenszeit über einhundert Radierungen erstellt. Der Künstler bevor-
zugte eine großzügige Auffassung in schlichter Darstellung und vermied Effekte.
Nachdem sich im Herbst 1894 die Künstlervereinigung Worpswede zwecks gemeinsamer
Ausstellungen gebildet hatte, stellte Hans am Ende zusammen mit Mackensen, Moder-
sohn, Overbeck und Vogeler 1895 seine Werke mit weitreichendem Erfolg auf der
großen internationalen Ausstellung im Münchener Glaspalast aus. Die Gruppe wurde
mit einem Schlag in Deutschland bekannt – und mit ihnen die dargestellte
Region,
die langsam mehr und mehr Künstlerinnen und Künstler anzog. Besonders Hans am
Endes in München ausgestellten großen grafischen Blätter Die Mühle und Immenhof
(je 42 x 75,5 cm) erregten bei seinen Zeitgenossen großes Aufsehen. Der Künstler
selbst fühlte sich durch diesen Erfolg bestärkt, mit seinem Können auf dem richtigen
künstlerischen Weg zu sein.
Rainer Maria Rilke erwähnt in seiner Monografie von 1903 neben „Hannibals Grab“
besonders diese beiden Radierungen als Werke, die seltene Reife und Sicherheit der
Technik aufweisen. Hans am Ende verband diese Fähigkeit mit der, aus den Möglich-
keiten der Schwarzweißwiedergabe die verschiedensten Tonwerte herauszuarbeiten.
Dadurch erhielt er von dem Kunsthistoriker Horst Keller die Bezeichnung eines Maler-
Radierers, der verschiedene Temperamente und Stimmungen in der Radierung zum
Ausdruck bringen könne. Hans am Ende gab seine drucktechnischen Fähigkeiten auch
an seine Künstlerkollegen in Worpswede weiter. Besonders Vogeler nahm diese
Technik intensiv auf und wurde später ebenfalls zu einem Virtuosen in dieser Technik.
Neben meisterhaften, an die hundert reichenden Radierungen sind beachtenswerte
Zeichnungen von Hans am Ende in der Ausstellung zu sehen. In seinen ausgestellten
Exlibris, besonders das seiner Frau Magda, lässt sich zudem eine stilisierte, ornamen-
tale Arbeitsweise entdecken. Während sich seine Radierungen und Ölbilder vorwiegend
menschenleer präsentieren, sind in seinen Zeichnungen und Skizzen vielfältige Studien
vom Menschen zu finden, die Hans am Endes zeichnerisches Vermögen, schnell eine
Situation zu erfassen und mit wenigen Strichen zum Ausdruck zu bringen, nachvoll-
ziehbar machen. Er hatte Stadtmenschen in Cafés ebenso im Visier wie das sensible
Erfassen von Worpsweder Menschen. Seine Portraits, zwei von ihnen in Öl gemalt und
alte Bauern zeigend, bezeugen seine Gabe, […] die innere Qualität seiner Modelle zu
erfassen und hervorzuheben.Von den ersten Worpsweder Malern ist über Hans am
Ende am wenigsten bekannt. Mit dieser Ausstellung, die durch eine Privatsammlung aus
Bremerhafen möglich geworden ist, möchte das Künstlermuseum Heikendorf-Kieler
Förde dazu beitragen, diesen sehr beachtenswerten Künstler und sein Werk, das
sowohl von Leichtigkeit als auch Ernst getragen ist, weithin bekannt zu machen.